Behandlung von Erkrankungen der Lymphgefäße

Lymphödem

Das Lymphödem ist ein eigenständiges, chronisches, zur Progression neigendes Krankheitsbild, bedingt durch eine Transportstörung des Lymphgefäßsystems. Die Belastung des Gewebes mit lymphpflichtigen Lasten, wie Wasser, Eiweiß etc. führt zu chronisch-fortschreitenden Entzündungen mit Anregung der Binde- und Fettgewebe bildenden Zellen (Fibroblasten, Adipoblasten). Als Langzeitschaden entwickelt sich eine zunehmende bindegewebige Durchbauung des Unterhautgewebes mit begleitender Verdickung der Haut. Das Lymphödem kann primär oder sekundär entstehen:

Beim primären Lymphödem besteht eine angeborene Fehlentwicklung des Lymphgefäßsystems. In seltenen Fällen sind bereits bei der Geburt Symptome des Lymphödems sichtbar. Meist treten die ersten Veränderungen vor dem 35. Lebensjahr (Lymphoedema praecox) auf. Seltener manifestiert sich das Krankheitsbild erst im späteren Lebensalter (Lymphoedema tardum). Primäre Lymphödeme sind meist einseitig lokalisiert. Bei Doppelseitigkeit besteht in der Regel eine Asymmetrie.

Sekundäre Lymphödeme entstehen durch Schädigungen des Lymphgefäßsystem durch Traumen (z.B. nach Operationen, Unfallfolgen, Verbrennungen), Entzündungen (z.B. Erysipel, parasitär, Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises) oder bösartigen Erkrankungen. Die häufigste Ursache eines sekundären benignen Lymphödems in den westlichen Ländern sind therapeutische Eingriffe (z.B. nach Lymphknotenentnahme in der Achselhöhle nach Brustkrebs) infolge einer Krebserkrankung. Bei einem malignen Lymphödem erfolgt die Behinderung des Lymphabflusses durch die Vermehrung der bösartigen Zellen.

Das klinische Bild des Lymphödems verändert sich mit der Bestehensdauer. Die ersten Symptome sind in der Regel eine weiche Schwellung des Beines/ Armes, die die Zehen bzw. Finger mit einbeziehen. Nach Druck auf das Gewebe bleiben Dellen zurück. Die Schwellung ist nach Hochlagerung des Beines/ Armes rückläufig. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer zunehmenden Verfestigung des Gewebes mit einer narbig-bindegewebigen Durchbauung. Im Spätstadium können monströse, teils brettharte Schwellungen auftreten. Das Bein/ der Arm ist zunehmend entstellt. Es treten Hautveränderungen mit Verfärbungen, wärzchenartigen gutartigen Hauttumoren und zunehmende Hautschuppung und –Verhornung auf.

LipödemP1080515

Bei einem Lipödem handelt es sich um eine Fettverteilungsstörung, meist einhergehend mit orthostatischen Ödemen, besonders an den Ober- und Unterschenkeln mit Schwellungen in der zweiten Tageshälfte und Schmerzen unklarer Ursache. Charakteristischerweise betrifft die Schwellung symmetrisch beide Beine (seltener die Arme) und endet in Knöchelhöhe. Im Gegensatz zum Lymphödem greift die Schwellung beim Lipödem nicht auf den Fußrücken und die Zehen über. Die ersten Anzeichen treten vorzugsweise am Ende der Pubertät auf. Die Krankheit kann jedoch in jedem Lebensalter ihren Anfang nehmen. Bei den Betroffenen besteht meist eine gewisse familiäre Belastung. Die genaue Ursache des Lipödems ist jedoch letztlich unklar. Das Lipödem findet sich beinahe nur bei Frauen, weshalb hier vermutlich eine entsprechende hormonelle Ursache bei familiärer Belastung eine Rolle spielt. Bei den wenigen Männern mit einem Lipödem besteht oft begleitend eine Leberschädigung. Es liegt also auch hier die Vermutung nahe, dass auch hier die Östrogene (weibliche Hormone) die Fettverteilungsstörung bei Männern bewirken.

Das beim Lipödem auftretende Fettgewebe ist nicht etwas Reservefett wie es beim Übergewicht auftritt. Vielmehr sind die Fettzellen an den betroffenen Stellen vergrößert und Vergleich zu normalen Fettzellen verformt. Häufig kommt es in der Folge zu einer mechanischen Behinderung des Lymphabflusses aus den Lymphkapillaren und kleinen Sammelgefäßen zwischen den Bindegwebssepten. Dadurch entsteht eine Wasseransammlung (Ödem) im Unterhautfettgewebe. Die großen Lymphgefäße sind von dieser Abflussstörung meist anfänglich nicht betroffen, im weiteren Verlauf kann es jedoch zu einem Übergang in ein Lymphödem kommen. Man spricht dann meist von einem Lipolymphödem.

Das klinische Bild beim Lipödem verändert sich ebenfalls mit der Bestehensdauer. In den ersten Jahren finden sich treten symmetrische Fettpolster an den Beinen auf. Typische Lokalisationen sind Reiterhosen, Oberschenkelwülste sowie Fettkörper im Bereich der Knieinnenseite. In späteren Jahren kann das Fett bis zu den Knöcheln vorwachsen und eine säulenartige Veränderung der Beine hervorrufen. Die Knöchelkontur ist dabei in der Regel verstrichen, der Fuß bleibt charakteristischerweise ausgespart. Die meisten Patienten beklagen: Fettgewebsvermehrung, Druckschmerzhaftigkeit des Gewebes sowie eine Neigung zu „blauen Flecken“ bei geringen Traumata. Auf Druck bleiben beim Lipödem im Gegensatz zum Lymphödem meist keine „Dellen“ in der Haut zurück.

Die Therapie des Lip- und Lymphödems besteht aus 4 wesentlichen Säulen. Dazu gehören:

  • Bewegung und Gewichtsoptimierung
  • Hautpflege
  • Kompressionstherapie
  • Manuelle Lymphdrainage
  • auch apparative intermittierende Kompressionstherapie

Diese Therapiesäulen sollten während der gesamten Dauer der Therapie, ggf. auch lebenslang, bedarfsorientiert angewendet werden. Die Intensität und Frequenz muss dabei immer wieder an den aktuellen klinischen Zustand angepasst werden. Man unterscheidet eine Entstauungstherapie und eine Erhaltungstherapie.

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